Die griechische Inselgruppe Santorini, bekannt für ihre malerischen weißen Häuser, ist nicht nur ein beliebtes Touristenziel, sondern auch eines der am besten erforschten Vulkansysteme weltweit. Foto: Paraskevi Nomikou 

Ihre Gestalt erhielt die Inselgruppe nach dem verheerenden minoischen Ausbruch vor etwa 3600 Jahren, als der damalige Vulkan riesige Mengen an Asche und Bimsstein ausstieß und schließlich einstürzte, wodurch die für Santorini so typischen Calderawände entstanden. Foto: Paraskevi Nomikou 

Beobachtung der Erdbebenaktivität auf Santorini

MULTI-MAREX installiert Messinstrumente auf dem Meeresboden

04.02.2025/Kiel. Seit einigen Tagen verzeichnet die Region um Santorini eine erhöhte seismische Aktivität. Hunderte Erdbeben wurden registriert, das stärkste mit einer Magnitude von 5,1. Die Beben gehen auf tektonische Spannungen an der Plattengrenze zwischen der Afrikanischen und der Eurasischen Platte zurück. Vor diesem Hintergrund hat das Forschungsprojekt MULTI-MAREX am 2. Februar einen Krisenreaktionseinsatz gestartet. Forschende des 91̽»¨ Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel und griechische Partner installieren Messinstrumente auf dem Meeresboden und in der Caldera von Santorini, um die Erdbeben präzise zu erfassen und mögliche geologische Risiken besser einzuschätzen.

Erdbeben gehören in Regionen mit aktiven Verwerfungen, Vulkanismus und tektonischen Plattengrenzen zum Alltag. So auch in der Ägäis, deren Inselwelt und Meeresboden von zahlreichen geologischen Phänomenen geprägt ist. Seit dem 24. Januar 2025 wird dort eine Häufung schwacher bis mittelstarker Erdbeben verzeichnet, ähnlich wie zuletzt in den Jahren 2011 und 2012. Anders als damals konzentriert sich die seismische Aktivität diesmal auf den Meeresboden zwischen den Inseln Santorini und Amorgos, mit dem Zentrum rund 25 Kilometer nordöstlich von Santorini. In den letzten Tagen wurden mehrere hundert Erdbeben registriert.

Die aktuellen Beben sind überwiegend auf tektonische Prozesse zurückzuführen. Die zahlreichen Störungszonen am Meeresboden werden durch tektonische Spannungen entlang der Plattengrenze zwischen der Afrikanischen und der Eurasischen Platte aktiviert. Diese fortlaufenden Prozesse sind auch für den Vulkanismus auf Santorini verantwortlich.

Viele Menschen in der Region nehmen die Erschütterungen als leichte Vibrationen wahr, größere Schäden sind bislang nicht bekannt. Das bisher stärkste Beben erreichte am 4. Februar eine Magnitude von 5,1 und ereignete sich in einer Tiefe von etwa 10 Kilometern.

Vor diesem Hintergrund hat MULTI-MAREX am 2. Februar einen Krisenreaktionseinsatz (Rapid Response Mission) gestartet. Gemeinsam mit den griechischen Partnern sind die Forschenden vor Ort, um Messinstrumente am Meeresboden und in der Caldera von Santorini zu installieren und die seismische Aktivität zu überwachen.

Ziel des Monitorings durch MULTI-MAREX ist es, die Anzahl, Lokation und Stärke der Erdbeben präzise zu erfassen und exakt zu quantifizieren. In den kommenden Tagen wird erkennbar werden, ob sich der zuletzt beobachtete Anstieg der Magnituden und die Intensität der Erdbebensequenz fortsetzt oder abklingt. Solange die Erdbebenaktivität anhält, besteht insbesondere an steilen Küstenabschnitten ein erhöhtes Risiko für Hangrutschungen. Sehr starke Erdbeben – deutlich intensiver als die bisher registrierten – könnten zudem Tsunamiwellen auslösen. Warnhinweise der griechischen Behörden werden über Cell Broadcast direkt an Mobilgeräte gesendet, sofern der Empfang von Notfallbenachrichtigungen aktiviert ist.

 

Hintergrund: Multi-MAREX

MULTI-MAREX, koordiniert von Prof. Dr. Heidrun Kopp am 91̽»¨ Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, entwickelt ein Real-Labor zur Untersuchung geomariner Extremereignisse wie Erdbeben, Vulkanismus und Tsunamis im zentralen Mittelmeerraum. Das Projekt ist ein Teil der Forschungsmission mareXtreme (Wege zu einem verbesserten Risikomanagement im Bereich mariner Extremereignisse und Naturgefahren) der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM).

Steile Hänge fallen zum Meer ab, oben auf der Kante sind viele weiße Häuser dicht an dicht gebaut

Die griechische Inselgruppe Santorini, bekannt für ihre malerischen weißen Häuser, ist nicht nur ein beliebtes Touristenziel, sondern auch eines der am besten erforschten Vulkansysteme weltweit. Foto: Paraskevi Nomikou 

Ein Fels ragt ins Meer, in der Ferne liegt eine steinige Insel

Ihre Gestalt erhielt die Inselgruppe nach dem verheerenden minoischen Ausbruch vor etwa 3600 Jahren, als der damalige Vulkan riesige Mengen an Asche und Bimsstein ausstieß und schließlich einstürzte, wodurch die für Santorini so typischen Calderawände entstanden. Foto: Paraskevi Nomikou