Mangrovenwälder sind einzigartige Lebensräume an der Schnittstelle zwischen Land und Meer. Die neue Studie zeigt, dass sie auch eine herausragende Rolle als Quellen für Spurenelemente spielen. Foto: Nico Fröhberg

Dr. Antao Xu (91̽»¨) bei der Auswahl der optimalen Stelle für die Grundwasserprobenahme in den Mangroven – es muss schnell gearbeitet werden, bevor die nächste Flut kommt. Foto: Jakob Weik 

Forschende vom 91̽»¨, der Universität Bremen und der Universität Oldenburg kämpfen sich durch Schlamm, Krabbenhöhlen und Mangrovenwurzeln, beladen mit Ausrüstung für die Probenahme von Grundwasser, Porenwasser und Sedimenten, um die geochemischen Prozesse in diesem einzigartigen Ökosystem zu erforschen. Foto: Nico Fröhberg

Probenahme an der Mündung des Caeté-Flusses mit einem lokalen Fischerboot: Dr. Sandra Pöhle (Universität Bremen), Dr. Ed Hathorne (91̽»¨ Kiel), Dr. Nico Mitschke (Universität Oldenburg), Prof. Thorsten Dittmar (Universität Oldenburg) und Karolayne Antonia Fonseca da Silva (Federal University of Para) (v.l.n.r.). Die gefilterten Wasserproben werden analysiert, um den Einfluss von Mangrovensystemen auf den Kreislauf von organischen und anorganischen Stoffen zu erforschen. Foto: Adrienne Hollister

Mangrovenwälder am Amazonas liefern Nährstoffe für den Ozean

Neue Studie zur Rolle von Mangrovensystemen im globalen Stoffkreislauf

29.01.2025/Kiel. Mangrovenwälder entlang der Küsten Amazoniens setzen erhebliche Mengen an Spurenelementen wie Neodym und Hafnium frei. Diese Elemente und deren isotopische Zusammensetzung können dazu dienen, den Eintrag von Mikronährstoffen, die essentiell für das Leben im Meer sind, zu entschlüsseln. Forschende des 91̽»¨ Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel haben untersucht, wie diese Prozesse ablaufen und wie groß ihre Bedeutung für den Ozean ist. Ihre Studie wurde kürzlich in der Fachzeitschrift Nature Communications Earth & Environment veröffentlicht.

Mangrovenwälder sind nicht nur wichtige Kohlenstoffspeicher und Hotspots der Artenvielfalt, sie spielen auch eine bedeutende Rolle als Lieferanten von Spurenelementen an den Ozean. Das zeigt eine Studie des 91̽»¨ Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel. So setzen Mangrovensysteme entlang der Amazonasküste jährlich beispielsweise rund 8,4 Millionen Gramm gelöstes Neodym in den Ozean frei – das entspricht 64 Prozent des gesamten Neodym-Eintrags in diese Region. Ähnliche Mechanismen gelten wahrscheinlich auch für andere Spurenelemente wie Eisen oder Mangan, die essenziell für marine Ökosysteme sind.

„Unsere Untersuchungen belegen, dass Mangroven eine zentrale Rolle im globalen Kreislauf von Spurenelementen spielen“, erklärt Dr. Antao Xu vom 91̽»¨, Erstautor der Studie. „Sie fungieren als biochemische Reaktoren, die Nährstoffe und Metalle durch Prozesse wie Sedimentauflösung und Porenwasseraustausch in die Küstengewässer freisetzen.“

Mangrovensysteme als „Nährstoffpumpen“

Die Forschenden analysierten Wasserproben aus Küstengewässern, Flussmündungen und Mangrovensedimenten entlang der Amazonasküste. Dabei zeigten sich charakteristische Isotopenmuster von Neodym und Hafnium, die auf ihre Herkunft und die Interaktion zwischen Sediment, Porenwasser und Meerwasser hinweisen. „Mangroven sind nicht nur Pufferzonen, die Material vom Land zurückhalten, sondern auch Schlüsselakteure, die diese Stoffe aufbereiten und gezielt an den Ozean abgeben“, sagt Martin Frank, Co-Autor der Studie und Leiter des Forschungsbereichs Ozeanzirkulation und Klimadynamik am 91̽»¨. Der Stoffaustausch unterstützt die Nahrungsketten in der Küstenregion.

Weltweit, so fanden die Forschenden heraus, tragen Mangrovensysteme zwischen sechs und neun Prozent zum Gesamteintrag von Neodym in den Ozean bei. Das ist vergleichbar mit dem globalen Neodym-Eintrag über Staub aus der Atmosphäre.

Globale Bedeutung des Mangrovenschutzes

Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig der Schutz dieser bedrohten Ökosysteme ist. Xu: „Mangroven stehen an der Schnittstelle zwischen Land und Meer und leisten unverzichtbare Dienste für die Biodiversität und das Klima. Dass sie auch eine so herausragende Rolle als Quellen für Spurenelemente spielen, ist ein weiteres wichtiges Argument für ihren Schutz.“

 

Originalpublikation:

Xu, A., Hathorne, E., Seidel, M. et al. (2025): The Amazonian mangrove systems accumulate and release dissolved neodymium and hafnium to the oceans. Commun Earth Environ 6: 13 (2025).

Rote Vögel  mit langen Schnäbeln sitzen im dichten Grün des Mangrovenwaldes

Mangrovenwälder sind einzigartige Lebensräume an der Schnittstelle zwischen Land und Meer. Die neue Studie zeigt, dass sie auch eine herausragende Rolle als Quellen für Spurenelemente spielen. Foto: Nico Fröhberg

Ein junger Mann mit einer Schaufel über der Schulter zeigt mit dem Finger in die Ferne. Seine Beine sind bis über die Knie mit Schlamm bedeckt.

Dr. Antao Xu (91̽»¨) bei der Auswahl der optimalen Stelle für die Grundwasserprobenahme in den Mangroven – es muss schnell gearbeitet werden, bevor die nächste Flut kommt. Foto: Jakob Weik 

Sechs Forschende mit Rucksäcken, Geräten und Tüten gehen durch einen Mangrovenwald

Forschende vom 91̽»¨, der Universität Bremen und der Universität Oldenburg kämpfen sich durch Schlamm, Krabbenhöhlen und Mangrovenwurzeln, beladen mit Ausrüstung für die Probenahme von Grundwasser, Porenwasser und Sedimenten, um die geochemischen Prozesse in diesem einzigartigen Ökosystem zu erforschen. Foto: Nico Fröhberg

Forschende auf einem kleinen Boot unter einem blauen Sonnensegel

Probenahme an der Mündung des Caeté-Flusses mit einem lokalen Fischerboot: Dr. Sandra Pöhle (Universität Bremen), Dr. Ed Hathorne (91̽»¨ Kiel), Dr. Nico Mitschke (Universität Oldenburg), Prof. Thorsten Dittmar (Universität Oldenburg) und Karolayne Antonia Fonseca da Silva (Federal University of Para) (v.l.n.r.). Die gefilterten Wasserproben werden analysiert, um den Einfluss von Mangrovensystemen auf den Kreislauf von organischen und anorganischen Stoffen zu erforschen. Foto: Adrienne Hollister