Analyse von Phytoplanktonpigmenten mittels HPLC (High performance liquid chromatography)

Pigmente in aquatischen Ökosystemen

Drei Hauptgruppen von Pflanzenpigmenten kommen im Phytoplankton vor: die fettlöslichen Chlorophylle und Carotinoide sowie die wasserlöslichen Phycobiline. Die ersten beiden Gruppn finden sich in allen eukaryotischen Algen sowie in den prokaryotischen Cyanobakterien und Prochlorophyten. Die Phycobiline kommen nur bei Cyanobakterien, Crypto- und Rhodophyceen vor.

Alle Chlorophylle, Phycobiline und die meisten der mehr als 100 Carotinoide haben die Aufgabe, Licht für die Photosynthese zu absorbieren. Einige der Carotinoide wirken als Schutzmechanismus der Zellen gegen Lichtschäden.

Alle Pigmente, außer Chlorophyll-a, werden als "akzessorische" Pigmente bezeichnet.

Das HPLC-System (Abb. 1) ist für die Analyse der Chlorophylle und Carotinoide sowie ihrer Derivate ausgelegt. Das System detektiert die Pigmente mittels ihrer Absorption und Fluoreszenz. Als Ergebnis der Analyse erhält man ein "Chromatogramm", auf dem jedes der in der Probe vorhandenen Pigmente als separater Peak erscheint (Abb. 2). Charakteristisch für jedes Pigment sind sowohl die "Retentionszeit" (die Zeit, die es braucht, um am Ende der Trennsäule zu eluieren) als auch das Absorptionsspektrum (Abb. 3). Durch Kalibrierung des Systems mit reinen Standards können die Pigmente dann sowohl qualitativ als auch quantitativ bestimmt werden.

 

Pigmente als chemotaxonomische Marker

Jede taxonomische Klasse des Phytoplanktons besitzt ihre spezifische Pigmentzusammensetzung (Abb. 4). Mit geeigneten Verhältnissen von Chlorophyll-a zu den einzelnen Markerpigmenten und einem Berechnungsprogramm (CHEMTAX, entwickelt von MACKEY et al. (1996)) ist es möglich, die taxonomische Zusammensetzung einer Phytoplanktonpopulation zu berechnen und den Beitrag jeder klasse zum Gesamtchlorophyll anhand der Pigmentanalyse einer Wasserprobe zu bestimmen. Dies ist besonders wichtig für sehr kleine Phytoplanktonarten (Nano- und Pikoplankton), die mit lichtmikroskopischen Methoden nicht leicht zu bestimmen sind. Daher ergänzen sich die mikroskopische Methode und die chemotaxonomische Pigment-HPLC-Analyse perfekt (Abb. 5). Die mikroskopisch als n-Flagellaten zusammengefasste Gruppe konnte anhand ihrer Markerpigmente in Dinoflagellaten, Prasino-, Chryso-, Crypto- und Chlorophyceen untergliedert werden.

Pigmentmessungen an Sedimentproben geben Aufschluss über die Herkunft des versunkenen Materials (z.B. verschiedene trophische Regime usw.). Die Zusammensetzung der Pigmente in den Ausscheidungen von Zooplankton kann Hinweise auf bestehende Nahrungspräferenzen geben.

 

Pigmente als Marker für Prozesse

Die Phäophorbide (das sind die Chlorophyllmoleküle ohne Mg-Ionen und Phytolkette) entstehen, wenn ein Chlorophyll-a-haltiges Partikel den Verdauungstrakt von Meso- und Makrozooplankton passiert. Daher kann das Verhältnis von Phäophorbiden zu intaktem Chlorophyll-a in der Wassersäule einen Hinweis auf den Fraßdruck geben, dem die Phytoplanktongemeinschaft ausgesetzt ist. Das gleiche Verhältnis, bestimmt in versunkenem Material, zeigt den Einfluss von Fäkalien auf die Sedimentation.

Ãœber den Nutzen der Abbauprodukte von Carotinoiden und Phycobilinen in diesem Zusammenhang ist noch wenig bekannt.

Welche Hauptfragen können durch die Pigmentanalyse beantwortet werden?

  1. Welche Klassen von Phytoplankton sind an der Zusammensetzung einer bestimmten Gemeinschaft beteiligt und wie viel trägt jede Klasse zum gesamten Chlorophyll-a bei?
  2. Wie verändern sich die Gemeinschaften im Laufe der Zeit?
  3. Gibt es Unterschiede in der vertikalen Verteilung der Klassen?
  4. Welche Klassen tragen wie viel zum vertikalen Fluss bei?
  5. Welchen Einfluss hat die Fütterungsaktivität des Zooplanktons auf die Phytoplanktongemeinschaften und deren Rückgang?
  6. Gibt es Nahrungspräferenzen des Zooplanktons in Bezug auf einzelne Phytoplanktonklassen?

 

Zitierte Literatur:

MACKEY, M.D., D.J. MACKEY, H.W. HIGGINS and S.W. WRIGHT (1996) CHEMTAX - a program for estimating class abundances from chemical markers: application to HPLC measurements of phytoplankton. Mar. Ecol. Prog. Ser. 144: 265-283

 

Kontakt: Kerstin Nachtigall